Menu

Eine starke Frau

Familienalltag im Kinderdorf- und mittendrinnen Brigitte Virgolini.Die SOS-Kinderdorfmutter beschreibt im Interview ihren normalen Familenalltag. Doch was ist schon normal im Zeitalter von Patchworkfamilien, Scheidungsfamilien,... - lest selbst.



Eine starke Frau

Von AM am 11.10.2017


Foto Credit: Diesner Look Magazin

1) Warum haben Sie sich entscheiden, SOS Kinderdorf Mutter zu werden?

SOS Kinderdorf begleitet mich schon seit Kindheit. In meinen 30er Jahren wollte ich mich beruflich umorientieren, war auf der Suche nach etwas Sinnvollem und da habe ich einen Artikel in einer Zeitschrift über eine Kinderdorfmutter gelesen, sofort meine Bewerbung geschrieben und alles nahm seinen Lauf…..

2) Was ist das besonders Schöne an Ihrem Beruf und warum ist er manchmal auch anstrengend?

Das Leben mit Kindern und sie in ihrer Entwicklung zu begleiten ist das Schöne und gleichzeitig auch anstrengend, die Kinder haben vom Leben einen großen Rucksack bereits in jungen Jahren mitbekommen.

Ich bin jetzt schon so lange SOS-Kinderdorf-Mutter und es gäbe unzählig viele große und kleine Geschichten zu erzählen, die zeigen wie erfüllend dieser Beruf sein kann. Am schönsten ist es, wenn an den Feiertagen oder Sonntagen fast alle da sind, die Kinder die im Moment im Haus leben und die „Entwachsenen“ mit ihren Partnern und teilweise schon mit eigenen Kindern. Da wird der Tisch zu klein und wir müssen zusammenrücken und es ist richtig was los.

3) Wie würden Sie das ‚„Familienleben“ im SOS Kinderdorf beschreiben? Wie unterscheidet es sich von einer „normalen“ Familie?

Was ist schon normal im Zeitalter von Patchworkfamilien, Scheidungsfamilien usw. Die Kinder gehen in der Früh aus dem Haus, besuchen Schulen und Kindergarten in der Umgebung, währenddessen wirble ich durchs Haus, geh einkaufen und an vielen Tagen gibt es Meetings mit Pädagogischer Leitung, Supervision, Therapeuten der Kinder usw. bis die Kinder aus der Schule kommen ist gekocht und dann werden die Hausaufgaben erledigt. Der Nachmittag ist voll mit Terminen für die Kinder, aber vor allem ganz viel Zeit zum Spielen und Toben. Am Abend sitzen wir gemeinsam beim Abendessen und dann geht es nach dem Abendritual ab ins Bett, je nach Alter zu unterschiedlichen Zeiten und dann schreibe ich „Dienstbuch“ und reflektiere somit den Tag mit den Kindern, das muss keine „normale“ Mutter machen. J An den Wochenenden kommen die leiblichen Eltern auf Besuch, oder wir machen Ausflüge, oder genießen die Tage im Garten.

4) Viele der Kinder, die zu Ihnen kommen, haben schwere Schicksale. Wie können Sie helfen?

Der Rucksack der familiären Prägungen und ihren Lebensthemen kann ich ihnen nicht abnehmen, ich kann nur gemeinsam mit dem Unterstützungsteam (Psychologin, Therapeuten, Päd.Leitung und Team im Haus) reinschauen und behilflich sein beim „Umpacken“ sodass die ganz schweren Brocken nicht mehr so schwer sind. Mir ist wichtig, dass die Kinder bei uns eine unbeschwerte Kindheit erleben können.

5) Wie würden Sie die Beziehung beschreiben, die Sie zu den Kindern aufbauen?

Ich biete den Kindern Aufmerksamkeit, Kompetenz, Zeit und ganz viel emotionale Stabilität an, die über die Jahre im Kinderdorf hinausgeht. Einfühlsam wird auf jedes Einzelne hingeschaut, was es braucht und wo es gerade steht.

6) Wie schwer ist das Loslassen? Also dieses „Mutter auf Zeit“ zu sein?

Ich fühl mich nicht als Mutter auf Zeit. „Meine“ Kinder können immer zu mir kommen, auch wenn sie dem Kinderdorf schon entwachsen sind. Loslassen und vertrauen, dass sie es gut machen, ist wichtig und gut!

7) Warum möchten Sie anderen Frauen den „Beruf“ als SOS Kinderdorf Mutter ans Herz legen?

Ich war gerade auf einer Weiterbildung für Kinderdorf-Mütter und eine der Fragen in der Anfangsrunde war, ob es noch immer unser Traumberuf ist. 90 % der Kolleginnen haben mit JA geantwortet, ich glaube das sagt alles. Ich mache meinen Traumjob mittlerweile seit 23 Jahren, in ca. 5 Jahren gehe ich in Pension und kann auf ein sehr erfülltes, turbulentes Berufsleben zurückblicken und mich auf ein ebenso erfülltes und turbulentes Pensionsleben freuen.

Für Männer und Frauen, die heute eine SOS-Kinderdorf-Familie gründen möchten, gibt es ganz individuelle Möglichkeiten. Das bedeutet, dass zum Beispiel auch leibliche Kinder oder der/die Lebensgefährtin Teil der Familie sind.

Mit goood mobile kannst Du automatisch SOS-Kinderdorf unterstützen. Gemeinsam können wir viel bewegen.


Mit goood immer schnell surfen dank LTE-Volumen

Mit goood immer schnell surfen dank LTE-Volumen